In der Grafschaft Mendacium ereignete sich vor nicht allzu langer Zeit ein seltsames und auch wundersames Geschehen, das die Gemüter der Menschen in Aufregung versetzte. In der beschaulichen Grafschaft, wo die Bauern ihre Felder bestellen und die Händler auf den Märkten ihre Waren feilbieten, wurde die Ruhe durch einen unerhörten Vorfall gestört: Zwei kostbare Fässer Wein waren aus den Kellern des hochverehrten Grafen Wolfram entwendet worden.
Ein Zeuge in der Nacht
Die Nachricht von diesem dreisten Diebstahl verbreitete sich rasch und erregte großes Aufsehen. Besonders ungewöhnlich war dabei der Bericht eines kleinen Jungen namens Georg, der Zeuge des Diebstahls geworden war. Er erzählte eine schier unglaubliche Geschichte: Er hätte einen Zwerg gesehen, der die schweren Fässer mit erstaunlicher Leichtigkeit aus dem Keller fortschaffte. Fasziniert und voller Staunen verfolgte Georg den kleinen Mann bis zu einer dunklen Höhle am Rande des Waldes. Dort, so berichtete er, habe der Zwerg die Fässer in die Tiefe geschleppt, vorbei an einem Furcht erregenden Drachen, der in der Höhle hauste.
Obgleich Georgs Geschichte überaus fantastisch klang, konnte Graf Wolfram sie nicht völlig ignorieren. Mit einer Mischung aus Skepsis und Neugierde beschloss er, eine Expedition aus mutigen Abenteurern zusammenzustellen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Ein Junge verschwindet
Noch bevor die Expedition sich in Bewegung setzen konnte, geschah jedoch ein weiterer unvorhergesehener Zwischenfall. Der kleine Georg, von ungebändigtem Wissensdurst getrieben, schlich sich heimlich in die Höhle und verschwand in deren dunklen Tiefen. Die Nachricht von seinem Verschwinden sorgte für große Bestürzung, und die Expedition machte sich sofort auf den Weg, um den Jungen zu retten.
In den Tiefen der Höhle
In der Höhle entdeckten die Abenteurer eine Welt voller Wunder und Gefahren. Sie durchschritten finstere Gänge, passierten den Schlafplatz eines gewaltigen Drachen und fanden schließlich Georg, eingesperrt in einem Käfig im Inneren eines seltsamen Zwergenhauses. Sie konnten den Jungen befreien und machten sich auf den Rückweg, nur um am Ausgang der Höhle einer weiteren unvorhergesehenen Schwierigkeit zu begegnen.
Ein mächtiger Zwerg stellte sich ihnen in den Weg und verkündete, er sei Morgrim, der rechtmäßige Herr des Landes. Mit funkelnden Augen und bedrohlichen Gesten entfachte er magische Blitze, um die Abenteurer in Schrecken zu versetzen. Doch angesichts der Übermacht der tapferen Frauen und Männer zog Morgrim sich schließlich zurück und verschwand in den Schatten der Nacht, ohne bisher wieder gesehen zu werden.
Das glückliche Ende
So kehrte die Expedition mit Georg schließlich wohlbehalten zurück, und die Kunde von diesen Ereignissen verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Grafschaft und darüber hinaus. Der Diebstahl der Weinfässer, der mutige Junge, der geheimnisvolle Zwerg und der unheimliche Drache wurden zu Geschichten, die man sich noch lange an den Lagerfeuern erzählte. Und auch wenn die Wahrheit hinter diesen wundersamen Begebenheiten niemals ganz herausgefunden werden wird, bleibt das Abenteuer in den Höhlen von Mendacium als ein denkwürdiges Kapitel in den Chroniken des Reiches bestehen.