Anlässlich des Sommerfestes in Kattegat traten die dortigen Bewohner an Lord Mkal heran und baten, ein Interview mit dem Vampir mit in das Programm aufnehmen zu können. Lord Mkal entsprach diesem Ansinnen gern, und so wurde er von Yellowfur, dem Fuchs, auf der Bühne des Festes interviewt:

Yellowfur: Nun hat man nicht alle Tage so eine berühmte Persönlichkeit vor sich, und schon gar nicht einen Vampir, den man so ziemlich alles fragen kann. Unsere Zuhörer sind neugierig, und ich lege jetzt einfach mal los - die wichtigste Frage, die uns natürlich allen auf der Seele brennt, ist:
Yellowfur: Welche Schuhgröße hast du?
Lord Mkal: Oh, das ist eine überraschende Frage. Meine Schuhgröße ist ungefähr ein Pedj-aa und ein Djeba, was so viel bedeutet wie „eine große Spanne und ein Finger”. Bevor jetzt eventuell anwesende Schuster Schnappatmung bekommen: In modernen Maßen ausgedrückt entspricht das in etwa Schuhgröße 45.
Yellowfur: Wieso kannst du so gut mit Menschen umgehen und alle mögen dich? Was machen die anderen Vampire deiner Meinung nach falsch?
Lord Mkal: Nun, vielleicht bin ich es ja, der etwas falsch macht? Im Ernst, ich weiß, dass meine Art nicht gerade für ihre Menschenfreundlichkeit bekannt ist. Zum Teil hat das natürlich mit der … ähm … Art der Nahrungskette zu tun. Natürlich ist das Verhältnis allein deshalb schon … schwierig. Allerdings ist es auch so, dass viele meiner Art keine besondere Meinung von Menschen haben, was auch an den eigenen Erfahrungen im Leben als Mensch liegen kann.
Yellowfur: Woher kommst du ursprünglich? Du hast doch bestimmt eine ganz besondere Lebensgeschichte?
Lord Mkal: Mein Ursprung liegt in Ägypten. Das Land sah damals noch ganz anders aus als heute. Zur Zeit meiner … Ankunft waren Ober- und Unterägypten noch nicht unter einem Pharao vereint. Das geschah dann unter Narmer. Ich habe eine ganze Weile in Ägypten gelebt, zum Teil am oder in der Nähe des Hofes, aber ich reiste auch viel.
Yellowfur: Macht deine teilweise dämonische Herkunft dann etwas in deinem Leben aus? Also, denkst du, das macht einen Unterschied?
Lord Mkal: Ich denke schon. Da ich, im Gegensatz zu den meisten meiner Art, vorher nie ein Mensch war, ist mir das Menschliche manchmal fremd. Dadurch war ich oft zum Nachdenken gezwungen. Vielleicht lässt mich dieser … andere Blickwinkel etwas aus?
Yellowfur: Wieviele Jahre bist denn insgesamt „am Leben"?
Lord Mkal: Wenn ich jetzt eine Zahl nenne, dann wird sicher der eine oder andere ausrechnen wollen, ob das alles stimmen kann. Deshalb möchte ich zu bedenken geben, dass über die Jahrtausende die Zählung der Jahre nicht einheitlich erfolgt ist. Man zählte die Jahre nicht immer nach Sonne und Mond, sondern oft nach der Regierungszeit der Herrscher. Und gelegentlich haben Herrscher alles daran gesetzt, ihre Vorgänger nicht nur körperlich zu beseitigen, sondern auch historisch auszulöschen. Denken wir hier nur an Amenophis IV., der auch unter dem Namen Echnaton bekannt ist. Und zu guter Letzt ist es für jemanden wie mich natürlich auch müßig, das Alter in Jahren zu zählen, wenn diese doch letztlich bedeutungslos sind. Aber, wer es unbedingt wissen möchte, dem sei gesagt, dass es vier Jahrtausende, fünf Jahrhunderte, fünf Jahrzehnte und fünf Jahre sind.
Yellowfur: In all dieser Zeit lernt man ja bestimmt eine ganze Menge. Also, wenn ich die Zeit hätte, auch nur 200 Jahre Bücher zu lesen, dann wüsste ich bestimmt auch mal was zur Abwechslung. Es wäre super, wenn ich das mal testen dürfte ... Ich hätte da eine Frage: Mir brennt nämlich auf der Seele (ich bin ja ein wissenschaftlich interessierter Fuchs): Wieso verflixt nochmal fällt mir der Toast immer auf die Marmeladenseite? Bin ich verflucht?
Lord Mkal: (beugt sich näher zu Yellowfur und antwortet mit einem geheimnisvollen Ton in der Stimme) In der geheimnisvollen Alchemie der Welt wirkt eine unergründliche Macht, welche das Brot stets auf die Marmeladenseite fallen lässt. Diese Macht entspringt den Urkräften des Kosmos und den verborgenen Gesetzen des Unheils. Die Marmeladenseite des Brotes fällt stets gen Boden, geführt von den alchemistischen Kräften, den Gesetzen des Unglücks und den himmlischen Einflüssen. Die Möglichkeit eines Fluches besteht, doch sind die natürlichen und kosmischen Kräfte weit wahrscheinlicher die Ursache dieses Phänomens. Möge diese Erkenntnis dir Erleuchtung bringen und die verborgenen Zusammenhänge der Welt offenbaren.
Yellowfur: Und ... Wie ist das jetzt mit dem Sonnenlicht? Macht das Vampiren nichts aus< oder gibt es da besondere Sonnencreme?
Lord Mkal: Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Das liegt daran, dass es unterschiedliche Arten von Vampiren gibt. Es kommt sehr stark auf die Blutlinie, die Herkunft an. Natürlich spielen auch die eigenen Kräfte eine Rolle. Für viele Vampire ist es die Substanz des Sonnenlichts, die schädlich oder tödlich ist. Daher wirkt eine Sonnencreme nicht. Allerdings gibt es durchaus auch Zauber, die einen gewissen Schutz bieten können. Was mich selbst angeht, bin ich unempfindlich gegen das Sonnenlicht, da ich der Erstgeborene eines Schattendämons bin. Somit sind in mir Licht und Finsternis vereint.
Yellowfur: Also ... nehmen wir an, ich möchte jetzt ein Vampir werden, was muss ich tun? Muss man sich beißen lassen?
Lord Mkal: Am besten sich diese Idee aus dem Kopf schlagen. Ich zweifle nicht daran, dass Sterblichen die geistige Reife fehlt, die Tragweite einer solchen Entscheidung wirklich zu ermessen. Aber es gibt auch hier verschiedene Möglichkeiten, die abhängig vom Wandelnden wirksam oder tödlich sein können. Gängig ist in der Tat der Biss. Er führt jedoch meist nicht direkt zur Wandlung, sondern eher zum Tod. Erst wenn in der Sekunde des Todes der Sterbende das Blut eines Vampirs trinkt, kann diese Wandlung stattfinden. In unterschiedlichen Clans werden hierfür teilweise Rituale durchgeführt, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Eine weitere Möglichkeit, zum Vampir zu werden, sind Beschwörungen, Verwünschungen und Flüche.
Yellowfur: Brauchst du überhaupt Blut, um zu überleben oder wie hast du das gelöst?
Lord Mkal: Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Vampire sich von Blut ernähren, wie Menschen von Menschennahrung. Was uns die Nahrung ist, das ist die Substanz des Blutes, nicht seine Akzidenzien. Die Substanz ist das, was das Blut ausmacht, was über das rein physikalisch bestimmbare hinausgeht. Wir ernähren uns also nicht von dem Blut, sondern von dessen Substanz. Man könnte auch sagen: von der Lebensenergie, die im Blut ist.
Yellowfur: Jetzt gibt es ja Jemanden, der noch viel gewandter, besser, stärker, gieriger und erfahrener ist im Blutsaugen ist als du ... die Rede ist natürlich vom Finanzamt. Wie läuft das bei dir, musst du Steuern zahlen und ... wie wird das mit dem ewigen Leben und der Rente abgerechnet? Darfst du überhaupt Rente beziehen, irgendwann oder ist man da aufgrund der ... medizinischen Vorgeschichte ausgeschlossen?
Lord Mkal: Das Privileg eines Herrschers ist, dass er Steuern einnimmt, und sie nicht zahlt. Jedenfalls nicht im eigenen Lande.
Yellowfur: Und ... wie verbringt man sonst so die Zeit als Vampir, schaust du gerne Filme?
Lord Mkal: Der Ablauf meiner Tage und Nächte hat sich über die Zeit immer wieder verändert. Ich genoss es oft, durch Länder zu reisen, in denen die Menschen Weltgeschichte schreiben. Ich war Ratgeber von Herrschern oder auch nur Beobachter. Ich reiste nicht immer alleine, sondern oft in Begleitung. Eine Weile, das war im Lande der Hellenen, reiste ich sogar mit einem Satyr durch die Welt, sein Name war Týchē. Ich habe ihn erst vor kurzem wieder gesehen, besuche ihn öfter und spreche mit ihm über alte Zeiten. Heutzutage lese ich viel. Ich habe mir über die Jahre eine kleine bescheidene Bibliothek zugelegt. Film … Oh ja. Seit die bewegten Bilder erfunden wurden, bin ich von ihnen begeistert. In meinem Schloss habe ich sogar ein Lichtspieltheater aufgebaut, in dem wir montags abends einen Film schauen. Ich finde, das ist eine angenehme Art, die Woche zu beginnen.
Yellowfur: Hobbys?
Lord Mkal: Hin und wieder baue ich ein wenig. Nicht viel, nur Kleinigkeiten.
Yellowfur: Und was für Musik hörst du gerne?
Lord Mkal: Vielleicht kannst du dir vorstellen, dass ich über die Jahre schon sehr viel unterschiedliche Musik gehört habe. Was ich gerne höre, hängt im Wesentlichen von meiner aktuellen Stimmung ab. Das können dann alte oder neue Balladen sein, epische Symphonien, Volkslieder, Opern oder Musicals. Ich höre mir auch Musik an, die nicht meinem Geschmack entspricht. Zum Beispiel singt Gromek öfter dieses Lied über Ken Lee. Ich glaube, es handelt sich dabei um den angeheirateten Neffen von Anneliese Braun. Wir haben auch schon Konzerte im Schloss gehabt, die vielen gefallen haben.
Yellowfur: Und ... du kannst ja fliegen, oder? Bist du schon mal in den Weltraum geflogen und hast dir die Erde von oben angesehen? Was ist das für ein Erlebnis? Ist es schön da oben?
Lord Mkal: Fliegen ist eine Fähigkeit, die sich mindestens ein halbes Dutzend Mal unabhängig voneinander entwickelt hat. Ja, ich kann fliegen, wenn ich mich in ein flugfähiges Wesen wandle. Meist ist das eine Fledermaus. Über den Wolken muss die Freiheit grenzenlos sein, so sagt man ja. Es ist in der Tat interessant, sich die Welt von oben anzusehen, oder aus dem Dickicht der Bäume heraus die Menschen bei ihrem Tun zu beobachten. Für die Reise in die unendlichen Weiten des Weltraums sind Flügel jedoch nicht tauglich. Ohne Luft kein Luftwiderstand, ohne Luftwiderstand kein Auftrieb, ohne Auftrieb kein Flug. Für die Reise zu den Sternen bevorzuge auch ich Raumschiffe mit so klangvollen Namen wie Enterprise, Orion, Galactica oder Comet.
Yellowfur: Du bist ja einer der großen Unterstützer von Kattegat, und alle sind dir sehr dankbar für deine Arbeit. Wie ist es dazu gekommen?
Lord Mkal: Weißt du, da war dieser neugierige kleine Junge mit den vielen Büchern. Michel ist sein Name. Ich bin ihm früh auf seiner Reise in den Hutewald begegnet.
Yellowfur: Hast du noch einen Geheimtipp für uns, was die Kattegater mitnehmen können?
Lord Mkal: Generell ist es wichtig, die Augen offen zu halten. Man kann eigentlich nie wissen, ob man etwas, das man zufällig findet, nicht einmal brauchen kann. Man findet Artefakte selten in der richtigen Reihenfolge und meist auch ohne Bedienungsanleitung.
Yellowfur: Wie denkst du, schlagen sich die Kattegater bisher? Luft nach oben oder ... richtige Profis?
Lord Mkal: Luft nach oben … ist immer wichtig. Menschen streben immer nach etwas, sind nie wirklich zufrieden. Aristoteles hat das einmal sehr gut erfasst, indem er von “Entelechie” sprach. Sehr vereinfacht könnte man sagen, dass es sich dabei sowohl um das Ziel der eigenen Vollendung als auch um die treibende Kraft handelt, die danach strebt, dieses Ziel zu erreichen. Zum Beispiel erreicht eine Eichel ihre Entelechie, wenn sie sich zu einer voll entwickelten Eiche verwandelt. Ich sage mit großer Überzeugung und Freude, dass die Kattegater, die vor gar nicht so langer Zeit erst als kleine Eichel gekeimt sind, mittlerweile schon kräftige Wurzeln, einen starken Stamm und beachtliches Blattwerk entwickelt haben. Ich bin wahrhaft begeistert und immer wieder überrascht, dass sie sich so schnell zusammengefunden haben und sich zu so einer besonderen Gemeinschaft entwickelt haben.
Yellowfur: Das freut mich zu hören. So sehe ich das auch. Aber nochmal zum langen Leben ... wer hat dann jetzt Amerika entdeckt? Warst du dabei?
Lord Mkal: Lass mich zunächst mit einem Gedicht antworten:
Ein Mann, der sich Kolumbus nannt,
war in der Schifffahrt wohlbekannt.
Es drückten ihn die Sorgen schwer,
er suchte neues Land im Meer.
Als er den Morgenkaffee trank,
da rief er fröhlich: „Gottseidank!“
Denn schnell kam mit der ersten Tram
der span'sche König bei ihm an.
„Kolumbus“, sprach er, „lieber Mann,
Du hast schon manche Tat getan.
Eins fehlt noch unsrer Gloria,
entdecke mir Amerika!“
Gesagt, getan, ein Mann, ein Wort,
am selben Tag fuhr er noch fort.
Und eines Morgens schrie er: „Land!
Wie deucht mir alles so bekannt“
Das Volk am Land stand stumm und zag,
da sagt Kolumbus: „Guten Tag.
Ist hier vielleicht Amerika?“
Da schrien alle Wilden: „Ja“
Die Wilden waren sehr erschreckt
und schrien all: „Wir sind entdeckt!“
Der Häuptling rief ihm: „Lieber Mann,
alsdann bist du Kolumbus dann“
Natürlich darf man diesem Gedicht hier nicht wirklich Glauben schenken. Der König von Spanien fuhr damals nicht mit der Tram. Ganz abgesehen davon, dass Kolumbus ja eigentlich nach Indien wollte, sich also im Grunde nur verfahren hatte und ja noch nicht mal in Amerika gelandet ist. Lange vor seiner Zeit hatten bereits die Nordmänner Amerika, also das Festland von Amerika entdeckt und sich dort sesshaft gemacht. Doch selbst sie waren nicht die Ersten. Lange vor ihnen waren bereits Völker aus Asien nach Amerika eingewandert und hatten sich dort in Nord und Süd verteilt.
Yellowfur: Und ... wo kaufst du deine Anzüge? Nur so, um Inspiration zu erhalten …
Lord Mkal: Oh, ich habe mittlerweile einen recht umfangreichen Kleiderschrank. Ich kaufe auch nicht nur bei einem bestimmten Schneider. Es kommt ein wenig auf den Anlass an. Empfehlen kann ich die eleganten Gewänder aus dem Haus RFyre, doch es gibt noch viele andere hervorragende Schneider, die ausgezeichnete Kleidung feilbieten
Yellowfur: Schaust du manchmal Serien?
Lord Mkal: Ich mag Serien gerne. Wir haben normalerweise bei uns im Kino immer eine Serie als Vorfilm. Derzeit läuft Flipper. Wir hatten aber auch schon Captain Future, Flash Gordon oder auch Jack Holborn.
Yellowfur: Musstest du jemals „jobben", also für eine Ausbildung Geld verdienen?
Lord Mkal: Ich glaube, so etwas hat mich noch niemand gefragt. Ich habe keine Ausbildung im klassischen Sinne genossen. Mein Wissen und meine Fähigkeiten habe ich mir im Wesentlichen selbst angeeignet. Und wir Vampire können die Anforderungen an unsere Lebensbedingungen auch sehr stark reduzieren - oder die Bedingungen nach unseren Wünschen beeinflussen. Also, nein, ich musste nie „Jobben”.
Yellowfur: Wie wurde dein Schloss erbaut? Das muss ja wahnsinnig Asche kosten …
Lord Mkal: Einer der Vorteile, ein Herrscher zu sein, ist, dass man sich um Geld keine Gedanken machen muss. Andererseits kenne ich keinen Herrscher, der seine Schlösser wirklich selbst gebaut hat. Das Schloss Mkalvania ist letzten Endes die Frucht des Wirkens seiner Bewohner.
Yellowfur: Verleihst du Geld?
Lord Mkal: Brauchst du welches?
Yellowfur: Wer ist dein großes Vorbild?
Lord Mkal: Mit Vorbildern ist das immer so eine Sache. Es gab und gibt keinen Menschen, der wirklich vollständig zum Vorbild taugt. Selbst die ganz Großen der Geschichte haben immer eine schwache oder eher eine dunkle, negative Seite. Das gilt sogar für Heilige.
Yellowfur: Welche Orte auf Mkalvania kannst du uns empfehlen?
Lord Mkal: Mkalvania ist ein Land mit vielen schönen und geheimnisvollen Orten. Bereits am Hafen werden die Besucher freundlich empfangen. In der Taverne ist der Tisch immer gedeckt. Auch der See lädt zum Verweilen ein. Abenteurer können die Minen von Tumunhazar erkunden, oder bei einer Führung durch die Mitternachts-Menagerie das Staunen üben.